Michael Marrak – ANIMA EX MACHINA

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Zusätzliche Information

Autor

Marrak, Michael

Herausgeber

Günther Friesinger, Johannes Grenzfurthner

ISBN-13

9783902796738

Sprachen

Deutsch

Seitenanzahl

280

3 Bewertungen für Michael Marrak – ANIMA EX MACHINA

  1. Filmbesprechungen

    Außergewöhnlicher, schräger und verrückter Fantasy-Science-Fiction-Genremix. Unbedingt lesen.

    Acht Monate sind vergangen, seit Ninive aus der Welt jenseits der Bannmauer zurückgekehrt ist. Beunruhigende Gerüchte aus der Pränumerischen Öde machen die Runde, dass sich eine Seuche im Land ausbreitet, die seine mechanischen Bewohner zu irrationalem Verhalten verleitet. Und über alldem schwebt zusätzlich noch eine Bedrohung, die weitaus älter als der Kataklysmos ist, der den Menschen vor Jahrtausenden bereits ein Ende bereitet hatte. Ninive verlässt zusammen mit ihrem Freund Aris das Hochland sucht die Stadt der beseelten Maschinen auf, um das Geheimnis zu entschlüsseln …

    Da neigten die Raubmechanoiden, Gegenschaller und Altstromkrämer wohl ihr Haupt, als sie erfuhren, dass eine neue Geschichte aus dem Kanon-Universum von Michael Marrak erscheinen würde. Nun ist der Roman da und wollte natürlich sofort gelesen werden. Ich war gespannt wie ein pilgernder Kolbenmönch aus dem Kloster Dualon auf die Fortsetzung des grandiosen Romans „Der Kanon mechanischer Seelen“, der mich seinerzeit wegen seiner Ideenvielfalt vom Hocker gerissen hatte. „Anima ex Machina“ führt die Geschichte weiter und hat die zwischendurch erschienene Novelle „Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“ kurzerhand inhaliert, die im vorliegenden Buch nun erweitert wurde und zu einem neuen, eigenständigen Abenteuer heranwächst.

    Michael Marraks Schreibstil, und vor allem seine Ideen, sind einfach grandios und man fragt sich immer wieder, woher diese Einfälle nur kommen. Denn sie sind nicht nur absurd und skurril, sondern stecken oftmals auch voller Poesie und Zweideutigkeiten. Alleine deswegen liebe ich die Bücher dieses Ausnahmeautors. Aber zurück zum vorliegenden „Anima ex Machina“. Marrak überrascht mit einigen sehr interessanten Wendungen und bringt den ein oder anderen neuen Charakter mit ins Spiel, der teilweise auch eine tragende Rolle spielt und die Geschichte auf neue Wege bringt. Man fühlte sich sofort wieder wohl im Kanon-Universum und hat, wie schon bei „Der Kanon mechanischer Seelen“, Schwierigkeiten, das Buch aus der Hand zu legen. Aber wer will schon so ein Buch aus der Hand legen? Von daher passt das Suchtpotential, das dieser Roman verströmt.

    Eines sollte man bei diesem Roman allerdings auf alle Fälle machen, nämlich ihn in Ruhe lesen. Denn aufgrund der vielen Namen könnte man bei einem oberflächlichen Genuss schnell die Übersicht verlieren, und das wäre bei diesem Werk wirklich äußerst schade. Marrak entlässt den Leser mit einem Ende, das zum einen auf eine Fortsetzung hoffen lässt und zum anderen kein klischeebehaftetes Happy End darstellt. Und genau das ist meiner Meinung nach ein kluger Schachzug, denn alles andere wäre dem Gesamtwerk nicht gerecht geworden. „Der Kanon mechanischer Seelen“ und „Anima ex Machina“ bilden zusammen ein episches Abenteuer, das spannend, witzig und vor allem randvoll mit schrägen und interessanten Charakteren, Handlungssträngen und Ideen ist. Liebhaber von außergewöhnlicher Fantasy und Science Fiction sollten unbedingt einen Blick riskieren, denn so etwas hat man bislang selten gelesen.

    Fazit: Außergewöhnlicher, schräger und herrlich verrückter Fantasy-Science-Fiction-Genremix. Unbedingt lesen.

    ©2020 Wolfgang Brunner für Buchwelten

  2. Manuela Hahn

    Anima Ex Machina

    Zunächst einmal fällt der Blick aber auf das Cover, das mehr an ein Gemälde als an ein Buch erinnert und vom Autor Michael Marrak selbst gestaltet wurde.
    Daran das ich es so früh erwähne, merkt ihr. Ich liebe es.
    Mehr noch aber liebe ich den Inhalt.
    Ich war wieder einmal überwältigt von der Poesie der Worte, der Sprachgewalt des Autors, der es schaffte Bilder von grenzenloser Schönheit in meinem Kopf entstehen zu lassen, die so nicht zu erwarten sind.Manchmal liegt Schönheit im unerwarteten und in Katastrophen.
    Anima Ex Machina ist, wie schon der Kanon mechanischer Seelen, keine leichte Kost, nichts was zwischendurch gelesen werden kann, aber jede Seite, jede Zeile lohnt sich.
    Anima Ex Machina, könnte eigenständig gelesen werden, man findet sich als Leser recht schnell zurecht in der Welt beseelter Maschinen, die die Erde nach dem Kataklysmus, der alles zerstörenden Katastrophe bevölkern, in der Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Maschinen haben sich ein Leben aufgebaut, sie sind witzig, gemein, brutal, erinnern manchmal an Disneyfiguren, sie sind also erstaunlich menschlich und doch vergisst man nicht einen Moment das es sich um Maschinen handelt.

    Könnte eigenständig gelesen werden, schrieb ich, aber warum sollte man das tun?
    Warum sollte man sich des Vergnügens berauben das Kanon Universum in seiner ganzen Pracht und Schönheit, mit all seinen Abenteuer kennenzulernen.
    Darum meine Empfehlung.
    Lest
    Der Kanon mechanischer Seelen
    dann kauft
    Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit (eine illustrierte Kanon Novelle)
    und dann lest
    Anima Ex Machina, in der die Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit, ebenfalls enthalten ist und weitergeführt wird, allerdings ohne die wunderbaren Illustrationen.

  3. Josefson

    Michael Marrak: „Anima ex Machina“

    Die schlechte Nachricht für alle Fans von „Der Kanon mechanischer Seelen“: Dieses Sequel ist während eines mehrmonatigen Aufenthalts Michael Marraks in Wien entstanden und nur in einer sehr kleinen Auflage bei einem heimischen Verlag erschienen – also besser schnell zugreifen. Die gute Nachricht: Falls man nicht mehr an ein gedrucktes Exemplar kommt, gibt es „Anima ex Machina“ ja auch noch als E-Book. Und für alle, die hier eher zufällig reingestolpert sind und sich jetzt nur „Häh, was denn für ein Kanon?“ fragen: Lesen. Es war der ungewöhnlichste deutschsprachige Science-Fiction-Roman der vergangenen Jahre und ein echtes Erlebnis.

    Die beste aller Welten
    Nur kurz ein Überblick für Neueinsteiger: In ferner Zukunft, nach einem mehrstufigen Kataklysmus, der die Welt vollkommen umgekrempelt hat, gibt es nur noch wenige Menschen auf Erden. Dafür wimmelt es nur so vor beseelten Maschinen. Und diese schrulligen Mechas stellen mit ihren Allüren, ihrer Pannenanfälligkeit und ihrer Bereitschaft, sich selbst auch dann noch ernst zu nehmen, wenn sie die bizarrsten Dinge tun, jeden Droiden aus „Star Wars“ in den Schatten.

    Individualität bleibt aber nicht allein der Mecha-Fauna vorbehalten. Objekte aller Art können beseelt sein – zum Beispiel ein Fluss. So überlegt man in der Mecha-Stadt, einem besonders verdienten Exemplar ein Gastflussbett(!) zu graben, damit er auf dem Hauptplatz aus einem Springbrunnen hervorsprudeln und die Ehrenbürgerschaft entgegennehmen kann. So etwas ist hier vollkommen normal.

    Alte Bekannte geben sich ein Stelldichein
    Ninive, die Hauptfigur von „Kanon“, ist eine Wandlerin; das heißt, sie kann Objekte be- und entseelen. Sie kehrt nun aus dem heimatlichen Hochland in die Stadt zurück, wo ihr alter Gefährte Aris eine weitere Queste plant, auf der Ninives Kräfte von Nutzen sein könnten. Aris sucht nach dem vor langer Zeit verschwundenen Mond – und um dessen Spur zu finden, müssen die beiden zum sagenumwobenen Land Tamuria, der letzten Insel vor der Ewigkeit, aufbrechen („Unbedarfte Reisende behaupten, es sei nicht mehr als ein ephemeres Trugbild, und sein Name lediglich ein blumiges Anagramm des Wortes ‚Traum‘.“). Die Reise führt sie durch phantasmagorische Landschaften, und ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn vor der Küste dieser Insel auch noch ein gelbes U-Boot mit vier Beatles und einem Nowhere Man an Bord aufgetaucht wäre.

    Wem das bekannt vorkommt: Dieses Abenteuer ist vor zwei Jahren als eigenständige Novelle unter dem Titel „Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit“ veröffentlicht und hier noch einmal in ein größeres Ganzes eingebaut worden. Denn danach steht für Ninive und Aris schon die nächste Herausforderung an: Präsident Velocipedior III., Vorsitzender des Dynamo-Rates der Mecha-Stadt, ist auf einem Jagdausflug von Monstern überfallen worden. Ehe unsere Helden zu seiner Rettung aufbrechen können, müssen sie sich allerdings erst einmal die notwendigen Materialien beschaffen, mit denen man sich dieser Ungeheuer erwehren kann. Es steht also eine klassische Fetch Quest an.

    Das ist zwar ein speziell in der Fantasy reichlich benutztes Plotmuster, aber das Was wird bei Marrak ohnehin immer vom Wie (bzw. vom WTF?) niedergebügelt. Und so kommen Ninive und Aris wie Stanislaw Lems Raumfahrer Ijon Tichy von einer absurden Begegnung zur nächsten, werden Zeugen eines Rechtsstreits zwischen einem Lindwurm und einem Basilisken, verfolgen mit Faszination und ein bisschen Ekel mit, wie die Magna-Mater-Maschine Myneura ihre Geburten aufs Förderband legt, oder müssen den Äonenanalysator reparieren, einen Mecha-Koloss, der sie mit seinen Kurzzeitgedächtnislücken zur Verzweiflung treibt. Wo man in dieser Welt auch hinfällt, man kommt vor einer überlebensgroßen Figur mit Marotten zum Liegen.

    Sound und Komposition
    Und wie gehabt kleidet sich alles wieder in einen atemberaubenden Sprachbarock. Man sollte wirklich einmal Michael Marrak gegen Uwe Post zum Celebrity Death Match antreten lassen, wer schneller 100 wortspielerische Neologismen in den Raum werfen kann, die trotzdem sofort verständlich sind: ob Paragrafschaft oder Figaromat – und wer könnte schlechte Nachrichten überbringen, wenn nicht eine Hiobs-Nuntia? Marrak entfacht einen Mahlstrom an Wortschöpfungen, von denen viele nur ein einziges Mal und dann nie wieder auftauchen: purer Selbstzweck eigentlich – außer dass sie das Ganze zu einem hochmusikalischen Text machen, den zu lesen einfach Vergnügen bereitet.

    So weit der Sound – in Sachen Komposition bzw. Struktur sieht’s ein bisschen anders aus. Mir scheint „Anima ex Machina“ weniger ein Roman als die Verknüpfung dreier weitgehend unabhängiger Novellen zu sein. Zu den beiden zeitlich versetzten Questen von Ninive und Aris kommt noch ein dritter Erzählstrang hinzu, der mit den anderen beiden eigentlich gar nichts zu tun hat. Hier stehen noch zwei alte Bekannte aus dem „Kanon“ im Mittelpunkt, die beiden Beinahe-Menschen Leon und Zenobia. Sie haben sich in Ninives Haus voller beseelter (und sehr egozentrischer) Möbel einquartiert, als sie Besuch von einem weiteren Überwesen erhalten. Ein Atlant steigt vom Himmelsgewölbe herab und bittet sie – das nächste gängige Fantasy-Motiv übrigens –, ein Seelengefäß zu bergen.

    Im Geflecht des Ein-Mann-Franchises
    Dieser dritte Strang gehört weniger zum Rest, als dass er die Verknüpfung des „Kanon“-Universums mit Marraks älteren „Lord Gamma“-Erzählungen und deren nicht minder fantastischem Worldbuilding verstärkt (zentrales Element: eine Art Seelencomputer, der die virtuellen Rekonstruktionen großer Geister beinhaltet). Mit Selbstreferenzen ist das aber so eine Sache. Ich habe seinerzeit nach dem zweiten „Avengers“ beschlossen, mir keine Marvel-Filme mehr anzuschauen. Es gab ja nicht nur dauernd Anspielungen auf Teil 1, sondern auch auf die jeweiligen Solo-Filme der diversen Superhelden und auf die TV-Serien aus dem Marvel-Franchise – wer die nicht gesehen hatte, an dem ging somit so einiges vorüber. Und ich musste feststellen, dass ich ehrlich keinen Bock darauf habe, erst einmal nachzulernen, um ins Kino gehen zu können.

    Da Marrak ein Vertreter der Transparenz ist und im Begleittext sogar auf Easter Eggs hinweist, besteht hier diese Gefahr zum Glück nicht. Altfans werden sich über Querverbindungen freuen, Neulinge nur die Information dazu zur Kenntnis nehmen (oder auch nicht). Eine Parallele zu Marvel gibt es allerdings doch: Am Ende folgt … nun, nicht ganz ein Cliffhanger, aber doch ein ominöser Auftritt, der in Aussicht stellt, dass da noch mehr kommen könnte. Vielleicht sogar wieder ein stärker in sich geschlossenes Werk. Ich werde aber nehmen, was ich kriegen kann, solange die fantastische „Kanon“-Formel gewahrt bleibt: ein bisschen Stanislaw Lem, ein bisschen H. C. Artmann, ein bisschen China Miéville, ein bisschen Hayao Miyazaki – aber immer ganz Marrak.

    DerStandard, SF-Rezensionen, Josefson 19. Dezember, https://www.derstandard.at/story/2000122445997/michael-marrak-anima-ex-machina

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