Das Zentralorgan der Lord Jim Loge 18, monochrom #35
Sehr unangenehme Gesellschaft –
Die Gesundschlachtungsnummer
Spätestens mit den Ereignissen im japanischen Atomkraftwerk Fukushima dürfte klar geworden sein: Wir alle müssen umdenken. Egal, ob wir uns nun als so genannte „Global PlayerInnen“ begreifen, als „Opinon LeaderInnen“, auf die die Welt schaut, oder ob wir glauben, auf uns käme es doch überhaupt nicht an, weil wir im Weltmaßstab ohne Bedeutung scheinen, uns machtlos fühlen und abgeschnitten. Ich glaube, niemand kann sich heute mehr raushalten. Alle müssen umdenken. Immer wieder und immer neu: umdenken! Jeden Tag ein Stück weit: umdenken! Jeden Tag ein Stück weit umdenken; immer neu und anders umdenken; umdenken, um überhaupt denken zu können – das will auch die Lord Jim Loge powered by monochrom. Sie hat es ja längst erstanden: Sich raushalten, geht nicht. Das kann niemand. Wir erinnern uns: Als der renommierte, aber schwierige österreichische Künstler Jörg Schlick im Dezember 2005 verstarb, konnte die aufstrebende junge Gruppe aus seinem Nachlass günstig die Lord Jim Loge erwerben, ein am Kunstmarkt eingeführtes Objekt, das selbst aber wenig Wert hatte. Einzig der Stempel mit dem Logenlogo („Sonne Busen Hammer“) war in ihren Besitz übergegangen, aber mit ihm auch die Verwertungsrechte des Namens, des Logos, die Publikationsrechte der gleichnamigen Kunstbuchreihe und die operativen Rechte, mit der Loge zu verfahren, wie es ihnen richtig erscheint. Dazu gehörte der Bruch mit der alten Logentradition, die eher auf die bewusste Inszenierung von Schamlosigkeit, Bohemismus, Wurschtigkeit und – das vor allem – Trinkfestigkeit abgestellt war. Ein matter Spaß, der als ästhetische Antwort auf die saturierte Kultur einer saturierten Wohlstandsgesellschaft durchaus seine Berechtigung gehabt haben mag. Aber er passte, das war allen Beteiligten sofort klar, nicht länger in eine Zeit, die von schnell wechselnden Krisen durchgerüttelt wird. Selbstgerechtigkeit und Zynismus vertragen sich schlecht mit einer Welt, in der neue Ideen gefordert sind. So wurde aus der trägen und feisten Lord Jim Loge, die neue, schlanke Lord Jim Loge powered by monochrom. Sie kann flexibel auf die Anforderungen der Gegenwart reagieren. Denn die Zukunft wird nachhaltig sein – oder sie wird nicht sein! Für künftige Kooperationen will sie sich daher mit jenen Künstlergruppen zusammentun, die für ein anderes Denken und neue Perspektiven stehen – für mehr Zukunft für alle. KünstlerInnen haben durchaus gewisse Gemeinsamkeiten mit polnische LinguistikprofessorInnen, die saisonal zum Spargelstechen nach Österreich kommen. Sie haben oft nicht viel mehr als ihre Arbeitskraft anzubieten. Aber diese selbst muss in der Lage sein, sich zu reproduzieren. Wer sie unter Wert kauft, zerstört sie letztlich. Wir hingegen sind uns unserer Verantwortung bewusst: Die Kunstgruppen und EinzelkünstlerInnen, mit denen wir zusammenarbeiten, behandeln wir seit jeher nach dem Fair-Treat-Prinzip, in dem wir ihnen das geben, was sie zum Leben benötigen, das ein gutes sein muss. Gemeinsam mit solchen Partnerunternehmen werden wir in Zukunft verstärkt auf dem „Fair Art“-Markt tätig sein, um ein Zeichen zu setzen gegen Raffgier, gegen die großen Galerien, die nur an kurzfristiger Gewinnausschüttung interessiert sind, nicht am Aufbau langfristiger, solider Kunstmarken. Aus diesem Grund ermöglichen wir Künstlergruppen und KünstlerInnen aus Graz und der Steiermark, sich bei uns aktiv um den Ankauf durch die Lord Jim Loge powered by monochrom zu bewerben um Teil des Ganzen zu werden und sich harmonisch in das Organigramm der Lord Jim Loge powered by monochrom einzufügen. Denn das Ganze ist mehr als die Summe seiner Subunternehmen. Schließlich haben wir eines längst verstanden: Du bist, was Du kaufst!
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